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Verwandt und korrupt: Das Regime in Venezuela - Teil 2

Autorenbild: Rouven BornRouven Born

Aktualisiert: 10. Aug. 2024

Damit das Regime in Venezuela so funktioniert, wie es funktioniert, ist Vertrauen notwendig. Kein Wunder sind viele Regierungsmitglieder miteinander verschwistert, verschwägert oder verheiratet. Ich stelle hier die sechs wichtigsten und bekanntesten Politikerinnen und Politiker vor.


Heute: Diosdado Cabello.


Wer in einem der korruptesten Länder der Welt als einer der korruptesten Politiker gilt, muss eine unglaubliche Chuzpe haben. Sein Vorname “Diosdado” bedeutet auf Deutsch “von Gott gegeben”. Viele seiner Gegner würden jedoch “Dios” durch “Diabolo” ersetzen.


Diosdado Cabello ist ein Manipulator, opportunistisch und verstösst permanent gegen die Verfassung. Er weiss, wie man Gegner ausschaltet. Die US-amerikanische Zeitung The Atlantic verglich Cabello mit Frank Underwood, dem korrupten Politiker aus der Netflix-Serie House of Cards. Doch Diosdado Cabello ist noch mehr.


36 Generäle stammen aus Cabellos Abschlussklasse der Militärakademie

Er hat seine Familie und zahlreiche Verwandte in die Regierung installiert: Sein Bruder ist Industrieminister und Vorsitzender der Steuerbehörden, seine Frau ist Ministerin für Tourismus, und seine Schwester war Beraterin der Ständigen Mission Venezuelas bei den Vereinten Nationen. Darüber hinaus sind 36 Generäle, die im Militär das Sagen haben, aus Cabellos Abschlussklasse der Militärakademie.


Diosdado Cabello mit seiner Frau Marleny Contreras, die das Ministerium für Tourismus leitet. (Printsrcreen Instagram-Account von Diosdado Cabello, 24. Dezember 2023)


Cabello hat ein millionenschweres Imperium aufgebaut; das Vermögen stammt aus zwielichtigen Machenschaften wie Drogenhandel, Erpressung und Geldwäsche. Er hat den Drogenhandel stets abgestritten und wurde deswegen auch nie verurteilt. Doch die USA sammelten bereits 2015 zahlreiche Beweise, dass Cabello mit der kolumbianischen Guerilla FARC im Drogenhandel zusammengearbeitet hat.


Chef des berüchtigten El Cartel de los Soles?

Die Anschuldigungen gehen noch weiter:


Die Zeitungen ABC aus Madrid und El Nuevo Herald aus Miami berichteten, dass Cabello Chef des Cartel de los Soles ist, welches mithilfe des venezolanischen Militärs Drogen durchs Land schmuggelt. Quelle dieser Anschuldigung ist Leamsy Salazar, ein Militär und Sicherheitschef des verstorbenen Präsidenten Hugo Chávez und Leibwächter Cabellos. Salazar desertierte und flüchtete nach Washington, wo er auspackte.


Auch die venezolanischen Zeitungen El Nacional und La Patilla berichteten darüber. Kurz darauf wurden beide Zeitungen in Venezuela verboten, ihre Büroräume geräumt und von Cabello höchstpersönlich beschlagnahmt. Seither berichten die beiden Zeitungen mehrheitlich aus Miami über die Lage in Venezuela.


International ist Cabello isoliert, wie alle anderen Regierungsmitglieder. Die USA, die EU und die Schweiz haben das gesamte Regime mit Einreisesperren belegt.


Unliebsame Politiker werden am sprechen gehindert, verprügelt oder festgenommen

Cabello gilt als einer der wichtigsten Führer der Vereinigten Sozialistischen Partei Venezuelas (PSUV). Als Parlamentspräsident im Jahr 2017 lenkte er die Geschicke nach Belieben: Parlamentarierinnen und Parlamentarier der Opposition wurden am Sprechen gehindert, und denen, die ihm nicht genehm waren, wurde kurzerhand die parlamentarische Immunität entzogen, dann körperlich angegriffen oder einfach festgenommen. Oft bezichtigt er sie der Korruption oder nennt sie Terroristen.


Cabello hat Einfluss. Ob er aber auch noch Ambitionen hegt, Präsident zu werden, ist umstritten.



Austeilen, beleidigen: Diosdado Cabello in seiner mittwochabendlichen Fernsehsendung Con el mazo dando. (Prinscreen)



Als Hugo Chávez 2012 – bereits todkrank – im Fernsehen auftrat, flankiert von Diosdado Cabello und Nicolás Maduro, und verkündete, dass Maduro sein Nachfolger werden solle, glauben viele Medien, dass Cabello eigentlich Präsident werden wollte und von Chávez ausgebotet wurde.


Es soll seither eine Rivalität zwischen Maduro und Cabello geben. Andere Zeitungen verneinen dies: Eine Rivalität hätte es nie gegeben, sonst hätten die beiden nicht eine so lange Zeit politisch miteinander und nebeneinander bestehen können, schrieb die spanische Zeitung El País kurz vor den Präsidentschaftswahlen 2024.


Jeden Mittwoch gibts Hammerschläge

Diosdado Cabello erreicht jede Woche die Öffentlichkeit. Wer ihn sehen möchte, schaltet jeden Mittwoch um 20 Uhr das staatliche Fernsehen ein, wo er seine Sendung Con el Mazo Dando moderiert, was auf Deutsch “Schlagen mit dem Hammer” oder „Hammerschläge“ bedeutet. Cabello sitzt an seinem Tisch, im Vordergrund eine grosse, braune Keule.


Die Sendung ist eine einzige Tirade gegen die Opposition und Menschen, die nicht das selbe sozialistische Denken haben wie er. Sie gilt als Sprachrohr der Chavistas, den Anhängern der Regierung und Fans von Hugo Chávez. Auch internationale Botschafterinnen und Botschafter im Land werden darin regelmässig verunglimpft und beschimpft. Der Oppositionsführer Juan Guaidó wird während der Sendung ausschliesslich als Juanito Alimaña bezeichnet, was so viel bedeutet wie “kleiner böser Schädling”.


Viele Kritiker sehen in Cabello das grösste Übel in Venezuela. Ohne ihn wäre auch Maduro nicht so, wie er ist. Er habe einen schlechten Einfluss auf alles um ihn herum. Doch das kümmert Cabello kaum. Denn: Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert. Das scheint Cabellos Lebensmotto zu sein.


 

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